Mit Artenvielfalt im Garten – gegen die Arteneinfalt auf den Feldern

    Artenvielfalt ist unerlässlich für eine nachhaltige Flora und Fauna. Die Gärtnerei Labhart in Schafisheim hat ein kluges System ausgetüftelt, welches rasch und einfach zu mehr Arten von Pflanzen und Insekten im Garten führt.

    (Bild: zVg) Labharts Ziegel in der Europaallee in Zürich

    Aller romantisierenden Werbung von Landwirtschaft und Grossverteilern zum Trotz: ArtenEINfalt ist wichtiger Bestandteil der real existierenden produzierenden Landwirtschaft und ArtenVIELfalt ist ihr Feind. Nur die eine Kulturpflanze soll sich entwickeln und reiche Ernte bringen. ArtenVIELfalt stört intensive Produktion und wird unterdrückt. Pflanzenschutz begleitet die Kulturpflanzen – viele fast bis zur Ernte. Auch in der Viehzucht wird ArtenVIELfalt leider meist durch die intensive Düngung der Kunstwiesen verhindert.

    Die ArtenEINfalt auf dem Feld macht die Förderung der ArtenVIELfalt so wichtig auf den Flächen wo dies möglich ist. Natürlich denken wir zunächst an die Naturschutzgebiete, in welchen die ArtenVIELfalt durch gezielte Massnahmen und angepasste Nutzung gefördert wird – oft durch Landwirte. Auch die landwirtschaftlichen Boidiversitäts-Förderprogramme tragen zur Vielfalt bei. Doch Natur und ArtenVIELfalt kann auch jeder Hausgarten, Vorplatz oder Balkon beherbergen. Die Aussaat von Blumenwiesen setzt jedoch einiges Wissen um die richtige Mischung voraus. Zudem müssen der richtige Standort und der richtige Boden gewählt werden und vor allem braucht es Geduld.

    (Bild: © Feldbotanik.ch – Anna-Barbara Wickli) Die Flora aus dem Schutzgebiet Nätteberg am Originalstandort

    Die Gärtnerei Labhart in Schafisheim hat ein kluges System ausgetüftelt, welches rasch und einfach zu mehr Arten von Pflanzen und Insekten im Garten führt. Bereits heute werden in Schafisheim aber auch zum Beispiel in der Europaallee in Zürich Ziegel mit Wildpflanzengarnituren für verschiedene Standorte angeboten. Ab nächstem Frühjahr gibt es auch Pflanzen aus einem der ältesten Naturschutzgebiete von Pro Natura Aargau zu kaufen. Die Raritäten im Schutzgebiet Nätteberg locken fast zu viele Interessierte an. Auch die Pflanzengarnituren von den Schaffhauser Pro Natura Schutzgebieten im Randen und vom Chilpen im Kanton Baselland, sollen in den nächsten Jahren ins Angebot aufgenommen werden. Im Vergleich mit dem Landwirtschaftsland, das der ArtenEINfalt vorbehalten ist, machen die Schutzgebiete einen viel zu geringen Anteil aus. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) erzielt die Schweiz das schlechteste Ergebnis bei der Biodiversität: Sie hat von allen europäischen Ländern den niedrigsten Anteil an Schutzgebieten im Verhältnis zur Landesfläche. Pflanzenschutzmittel in Böden und Gewässern führten zudem zu einem Verlust der Biodiversität. Pro Natura Aargau versucht dieses Schutzgebietsdefizit Hektare um Hektare auszugleichen. Den Biodiversitätsrückgang im Offenland auszugleichen ist jedoch ein Generationenprojekt. Die Methode von Daniel Labhart, ist ein Lichtblick. Sie ermöglicht, bis zum Zeitpunkt da genügend Schutzgebiete zur Verfügung stehen, mit etwas Schafwolle, Bioerde ohne Torf und Kokosfasern und sehr viel Handarbeit, das kostbare Biodiversitätserbe aus den Schutzgebieten zu verbreiten. Verbreiten sich die Pflanzen kommen auch seltene Insekten nach. Dies wird um so wahrscheinlicher, je mehr Menschen auf den Geschmack kommen und in ihren Gärten und Balkonen ArtenVIELfalt anbauen.

    Johannes Jenny

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