Die Sache mit der Klimajugend

    Die jüngsten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger lehnten das CO2-Gesetz am deutlichsten ab. Das steht im Widerspruch zum medial vermittelten Bild der weltrettenden Klimajugend. Was steckt dahinter?

    (Bild: PEXELS) Die Jugend steht für das Neue, für Aufbruch und Innovation.

    Es ist der überraschendste Befund der Abstimmungsanalyse des Superurnengangs vom 13. Juni: Die 18- bis 34-Jährigen erteilten dem CO2-Gesetz die deutlichste Abfuhr aller Altersgruppen. Ganze 58 Prozent von ihnen stimmten Nein. Zum Vergleich: Insgesamt betrug der Nein-Anteil 51,6 Prozent.

    Dieses Abstimmungsverhalten brachte so manche Redaktion ins Schwitzen. «Wie ist das nur möglich?», so lautet der Tenor Nachwahlbetrachtungen in den Schweizer Medien.

    Tatsächlich stellen die jüngsten Ergebnisse alles auf den Kopf, was uns die Journalisten in den letzten Jahren permanent vermittelt haben: Die Jungen machen «Klimastreik», die Jungen wollen die Welt retten, die Jungen lehnen sich auf gegen die verantwortungslosen Alten.

    Auch die Politik liess sich vom Druck der Strasse leiten und griff zu weitrechenden Massnahmen die sie dann wiederum mit dem angeblichen Leidensdruck der jungen Generation begründete.

    Bedeutung des Klimastreiks überzeichnet
    Jetzt zeigt sich beim ersten Realitätstest: Die jungen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ticken gar nicht so, wie uns das in der medialen Vermittlung weisgemacht worden ist.

    Wie lässt sich das erklären?
    Eine erste Antwort könnte darin liegen, dass es sich um eine klassische Projektion der schreibenden Zunft handelt, die ihr eigenen Überzeugungen und ihr Wunschdenken auf die Jugend überträgt. Die Bedeutung des Klimastreiks wurde von den Medien überzeichnet – weil sie es so wollten. Und weil die Journalisten ihr Objektiv falsch eingestellt hatten.

    Die Folge war dann eine optische Täuschung, die ein Randphänomen zum Hypertrend hochstilisierte.

    Junge von Verteuerung besonders betroffen
    Wer genauer hinschaute, der konnte – wenn er nur wollte – schon früher erkennen: Der Klimastreik ist vor allem ein Phänomen einer Gruppe von linken bis linksextremen Gymnasiasten, die das «kapitalistische System» beseitigen wollen.

    Die meisten jungen Menschen in diesem Land teilen solche Ansichten nicht. Wer eine Lehre als Metzgerin oder kaufmännischer Angestellter macht, denkt mit grosser Wahrscheinlichkeit ganz anders.

    Apropos Kapitalismus: Die Nachbefragungen zur Volksabstimmung vom 13. Juni zeigen im Gegenteil, dass bei den Jungen das kapitalistische Denken dominiert. Sie lehnten das CO2-Gesetz nach eigenen Aussagen primär deshalb ab, weil es erhebliche Mehrkosten für sie bedeutet hätte.

    «Kann ich dann noch in die Ferien fliegen? Kann ich mir noch ein Auto leisten?» Das waren die Fragen, die sie beschäftigten.

    Klimapolitik der Zukunft setzt auf Innovationen
    Was heisst das nun für die Klimapolitik der Zukunft? Eines ist sicher: Wenn man die Jungen ins Boot holen will, darf man sie nicht mit Steuern und Abgaben belasten, die die finanziell Schwächeren – und das sind die jungen Erwachsenen in aller Regel – besonders trifft.

    Die Jugend steht für das Neue, für Aufbruch und Innovationen. Und das ist auch der Weg, der in der Klimapolitik am vielversprechendsten ist: Pioniergeist und technologieoffene Entwicklung bringen uns weiter als Bevormundung und Verbote. Auch davon kann die Genration 18+, die sich gerade erst aus der Obhut der Eltern befreit hat, ein Lied singen.

    Philipp Gut

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